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20. Jänner 2008, 22:21

Kendo und Reiselust

nebliger Berg in Innsbruck

Seit Montag trainiere ich jetzt ohne Pause Kendo. Und die nächste Pause ist erst nächsten Freitag in Sicht. Montag bis Mittwoch Training in Linz, Donnerstag machte ich mich dann nach Innsbruck auf, um unseren Tiroler Kollegen einen Besuch abzustatten. Ein sehr interessiertes und motiviertes Grüppchen - oder eher eine stattliche Gruppe! Von Freitag bis Sonntag gab es dann bereits zum 5. Mal unser Kendo-Onsen-Seminar. Drei Tage Kendo, einen Abend Sauna, so der Deal. Beides sehr schweißtreibende Angelegenheiten!

Am Donnerstag trat ich die Reise nach Tirol mit dem Zug an. Die Gründe: ich wollte kein zusätzliches CO2 produzieren und geographisch gesehen bin ich extrem unbedarft. Die Zugfahrt war sehr angenehm, es befanden sich kaum andere Menschen rund um mich, ich konnte die Ruhe voll genießen. Auch bei dem Buch, das ich gerade lese - Wie zusamen leben von Roland Barthes - bin ich einen ordentlichen Schritt weiter gekommen. Ein krasser Gegensatz zum doch viel stressigeren Autofahren:

In der heutigen Welt hat jede Technik der Verlangsamung etwas Fortschrittliches. Roland Barthes, Wie zusammen leben, S.59

Nochmals ein großes Danke an die Innsbrucker für die Gastfreundschaft, insbesondere an Sári und Moni, die für Verpflegung, Quartier und Rücktransport nach Bad Schallerbach gesorgt haben!

Und zu guter Letzt etwas, worüber ich nach dem dienstäglichen Training nachgedacht habe: Die Kultur, alleine sie gibt Sinn. Sie legt Sinn in ein eigentlich nicht semiotisches Objekt. Der Sinn ist nicht im Objekt zu finden, er wird von ihr zugeschrieben. Da ich zu einer bestimmten Kultur gehöre, kann ich die Zeichen dieser entziffern. Bedeutet das, dass Kultur Kommunikation ist? Oder lediglich, dass sie Kommunikation möglich macht? Auch auf anderer Ebene kann man diese Zuschreibung beobachten: Das Wort /Apfel/ ist nicht wirklich ein Apfel, der Name wurde lediglich dem Objekt zugeordnet, in einer anderen Kultur heißt er anders.

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Kommentare

21. Jänner 2008, 00:36 Kultur und Sprache

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Ich würde eher Sprache als Träger von Kultur bezeichnen, und Kommunikation mehr als einen Unterpunkt davon. Die eigene Kultur, das Kulturgefühl und die Identität sind stark an die Sprache als Ganzes gebunden. Das findet sich wahrscheinlich wirklich am Häufigsten in Objekten, aber einige Konzepte sind auch sehr kulturspezifisch, ohne dass sie Objekte bezeichnen. Die Sprache an sich wäre demnach das Objekt, auf das die Kultur projiziert wird.
(Wobei auch Objektbezeichnungen nicht so 1:1 auflösbar sind; Brot, engl bread und frz. pain bezeichnen jeweils unterschiedliche Objekte.)

Es gab einmal den Versuch, Sprechern des Black American English für Bildungszwecke standardsprachliches Englisch beizubringen. Da wurde einiges Geld reingesteckt, in der Hoffnung, dass die Sprecher den stigmatisierten Dialekt ablegen würden. Letztenendes blieben sie aber doch bei ihrem Dialekt, weil sie ihre Kultur/Identität nicht für bessere Aufstiegschancen, Beruf, etc. aufgeben wollten.
Ähnlich ist es mit Esperanto, das ich rein vom Prinzip her sehr interessant finde, aber das aufgrund des fehlenden kulturellen Hintergrundes in der Verwendung einfach uninteressant ist (Catch 22, sozusagen). Die amerikanische Kultur findet u.a. durch die weite Verbreitung von Englisch immer mehr Einfluss in nicht-englischsprachigen Ländern - würde man eine Sprache wie Esperanto zur Weltsprache machen, ginge ein bedeutendes Einflussmittel des Westens verloren.

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21. Jänner 2008, 23:31 französische Brotbackkunst

von: CwB, www.andersleben.at

Wenn ich das richtig deute, führt es zu der Diskussion, ob man Sprache als Teil der Semiotik oder Semiotik als Teil der Sprache auffasst? Gibt es da eigentlich schon eine von allen Seiten akzeptierte Definition? ;-)

Fettes Brot: Ich kenne zwar den Unterschied zwischen dem englischen bread und dem französischen pain nicht, es dürfte sich aber um verschiedenes handeln. So findet man die Kultur doch wieder im Objekt selbst! Etwa - und das ist jetzt eine fiktive Annahme - weil das bread mit Mehl, das pain hingegen mit Dinkelmehl gemacht wird. Dass letzteres gesund ist, spielt hier leider keine Rolle, wohl aber, dass es ein Symbol für die französische Brotbackkunst und somit für die französische Kultur ist - fiktiver Weise.

Englisch gilt als "coole Sprache". Soll etwas besonders toll klingen, bedient man sich dieser. Des weiteren ist es eine Sprache, mit der man sich fast überall verständigen kann. Deshalb - um sie einer großen Leserschaft zugänglich zu machen - werden viele Bücher in Englisch abgefasst. Das bedeutet auch, dass Wörter für neue Signifikanten zuerst in dieser Sprache existieren. Darum ist es wohl ratsam, Englisch zu lernen. Der Teufelskreis schließt sich ;-)

Zu diesem Thema passt meiner Meinung nach auch die Unterscheidung zwischen langue (Sprache) und parole (Rede). Die Kultur ist in letzterer viel eher präsent. Gehören eigentlich auch die Dialekte zu letzterer ? Es handelt sich ja nicht wirklich um andere Sprachen...

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22. Jänner 2008, 01:53 Linguistische Launen

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Hmmm, Semiotik und Sprache, gute Frage. Eine allgemein akzeptierte Definition ist mir nicht bekannt, aber ich bin auch nicht auf dem neuesten Stand der Forschung, da mein Interesse für Linguistik sich auf kleinere Teilbereiche beschränkt. Die fehlende Definition finde ich auch nicht schlimm, da so mehr Diskussions- und Denkmaterial da ist, das man selbst bearbeiten kann und das nicht schon oft genug durchgekaut wurde.
Für mich ist ja studiumsbedingt der früher stärker vorhandene philosophische Aspekt der Semiotik eher weniger im Zentrum. Semiotik als Sprachtheorie ist da (in meinem Kopf ;) ein Teilaspekt der Linguistik und somit rein metasprachlich. Semiotik und Sprache wären dann zwei Konzepte, die zwar viele Berührungspunkte haben, aber in keiner Hierarchie zueinander stehen.

Beim Brot meine ich die genau von dir angesprochene kulturelle Differenzierung, ja. Bei uns ist es meist Schwarzbrot, die Franzosen denken an Baguette und die Engländer vermutlich an Toastbrot (wahrscheinlich auch noch mit der typischen salzigen Butter, igitt). Im Prinzip die Essenz von Verständigungsschwieigkeiten, auch in der selben Sprache - wir wollen ein Konzept übermitteln, können jedoch nur eine Aussage kommunizieren, die vom Rezipienten in ein womöglich anderes Konzept entschlüsselt wird.

Meines Wissens nach werden Dialekte tatsächlich zur parole gezählt. Finde ich jedoch etwas ungerechtfertigt, da sich manche Dialekte schon sehr weit vom Sprachsystem der Ausgangssprache entfernen. Unter dem Aspekt der Identitäts- und Kulturschaffung passen sie aber wohl wirklich besser in die parole.
De Saussure hat da aber auch ein bisserl geschludert, indem der nur die langue definiert hat und die parole einfach per Ausschlusskriterium festlegte.

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22. Jänner 2008, 08:50 Werbelehre hat Schuld

von: CwB, www.andersleben.at

Um nun den Rest meines Halb-Wissens zum besten zu geben: Die "Aussage, die vom Rezipienten in ein anderes Konzept entschlüsselt wird" zeigt das Missverständnis des Shannon/Weaver-Modells auf. Wenn man dieses 1:1 auf menschliche Kommunikation überträgt, hat man eben das Problem, dass beide Gesprächspartner nicht dieselben Vorkenntnisse mitbringen. Das kann dann zum Scheitern der Kommunikation führen. So, genug mit dem Erinnern an den Werbelehre-Unterricht *G*

Die Aussagen vom Ferdinand kenne ich leider nur aus zweiter Hand :-(
Womit ich mein nächstes Buch gefunden habe! (Sobald ich den Stapel, der sich auf meinem Schreibtisch türmt, abgearbeitet habe ;-) )

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22. Jänner 2008, 09:57 Sprachdifferenzen

von: Julia

Solche Unterschiede gibt es nicht nur in unterschiedlichen Sprachen sie kommen auch in der gleichen Sprach vor. Und damit mein ich jetzt nicht den Dialekt.
Ganz krass ist mir das an einem Beispiel in meiner Schulzeit aufgefallen. Wärend wir Oberösterreicher unter Märzenbecher im üblichen einen Vertreter aus der Gattung der Narcissen meinen (Narcissus pseudonarcissus), bezeichneten mein niederösterreichischen Kollegen als Märzenbecher das was wir als Frühlingsknotenblume (Leucojum vernum) kennen
Es hat einige Zeit gedauert bis wir feststellten, das wir nicht von den selben Pflanzen sprechen.

Ich bin mir sicher das es solche Unterschiede öfter zu finden sind, aber irgendwie berreichern sie unsere Sprache, oder? Die Sprache ist unteranderm, das was uns als Gesellschaft ausmacht.

Und im Fall von uns Gärtner können wir ja auf die botanischen Bezeichnungen zurückgreifen, die ja aus den "toten" Sprachen Latein und Altgrichisch stammen.

Julia

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23. Jänner 2008, 00:10 Was es ausmacht

von: CwB, www.andersleben.at

Da gebe ich dir völlig Recht! Solche Verschiedenheiten und lokalen Unterschiede sind es, die das Gespräch, die parole, ausmachen. Wenn alle dasselbe meinen würden, gäbe es keine Kommunikation! ;-)

Und was Latein und Altgriechisch angeht, das sind ja wie du schon erwähnt hast, keine lebenden Sprachen. Außer wenn sie vielleicht auf einem Seminar für Latein-Lehrer oder in einem sehr christlichen Film für kurze Zeit wiederbelebt werden. Deshalb können sie sich auch nicht mehr verändern, wodurch eine eine viel höhere Eindeutigkeit gewährleistet wird. Dieser Umstand lässt eigentlich keine parole mehr zu, wodurch nur noch die langue übrig bleibt.
(Kann man das so stehen lassen? *g*)

LG, CwB

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03. Februar 2008, 09:37 Kleiner Nachtrag von mir

von: Manu, http://noshadows.blogspot.com

Lawrence Grossberg setzt sich sehr mit den Zusammenhängen von Kultur und Kommunikation auseinander und sagt, dass Kommunikation nur die andere Seite von Kultur ist - also, dass wir in alles, was wir sagen, unsere Kultur bzw. unser Lebensumfeld hineinlegen.

Oder etwas komplizierter zitiert: "Culture as communication is the process of producing new shared meaning out of the interaction of historically given shared meanings and individually created meanings."
(Grossberg, Lawrence/Ellen Wartella/D. Charles Whitney: MediaMaking. Mass Media in a Popular Culture)