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09. Oktober 2011, 12:54

Ein kleiner Fruchtfolge-Exkurs

von: CwB, www.andersleben.at

Im großen Maßstab

In der Zweifelderwirtschaft der Antike und des Frühmittelalters pflanzte man auf einem Feld Getreide, das andere lag brach. Da so die Hälfte der Fläche "ungenutzt" blieb, wurde sie von der Dreifelderwirtschaft abgelöst. Auf einem Feld wurde dabei Wintergetreide (Roggen, Emmer) angebaut, auf dem zweiten Sommergetreide (Hafer, Hirse, Gerste), das dritte lag brach oder wurde als Weidefläche genutzt. Da die Effizienz weiterhin forciert wurde, führte das zu den heutigen Einfeldwirtschaften, den Monokulturen. Im Gegensatz zur bodenschonenden Anbauweise der Felderwirtschaft ist diese Anbauart nur durch Mineraldüngung möglich und verdrängt Brut- und Nahrungsflächen für Tiere.

Mittels der Mehrfelderwirtschaft werden die im Boden enthaltenen Nähr- und Mineralstoffe differenzierter abgebaut, wodurch diese länger erhalten bleiben und so der Ertrag gesteigert wird. Durch die Fruchtfolge wird auch Unkräutern, Pflanzenkrankheiten und tierischen Schädlingen das Leben schwer gemacht, da jedes Jahr andere Bedingungen vorherrschen. Bei Raps sollte man etwa die im Boden überwinternden Schädlinge durch eine mindestens dreijährige Pause aushungern.

Bei der Vierfelderwirtschaft werden im ersten Jahr Wurzelfrüchte - z.B. Kartoffeln - angebaut, die dem Boden am meisten Nährstoffe entnehmen. Im zweiten Jahr baut man Getreide und im dritten Hülsenfrüchte an. Letztere bringen dem Boden wieder Stickstoff ein. Im vierten Jahr wird die Fläche schließlich brach liegen gelassen bzw. als Weide genutzt, damit sich der Boden wieder mit den Nährstoffen anreichert. [1]

Im kleinen Maßstab

Da jede Pflanze den Boden in artspezifischer Weise beansprucht und ihre oft giftigen Stoffwechselprodukte hinterlässt, ist auch für das heimische Beet die Vierfelderwirtschaft interessant. Dort sollte man genausowenig die gleiche Gemüseart oder Gemüsearten, die botanisch eng miteinander verwandt sind, zweimal nacheinander an derselben Stelle anbauen. Eng miteinander verwandt sind z.B. Zwiebel und Porree, Radieschen und Rettich, Karfiol und Sprossenkohl sowie Tomaten und Kartoffeln(!). Mehrmaliger Nachbau derselben Frucht hat Krankheiten, Schädlinge und Ertragseinbußen zur Folge. Um das zu vermeiden, sollte man folgende "Karrenzzeiten" einhalten: [2]

Bohnen2 bis 3 Jahre Porree2 bis 3 Jahre
Endivien2 Jahre Radies, Rettich2 bis 3 Jahre
Erbsen4 bis 5 Jahre Rote Rüben3 bis 4 Jahre
Feldsalat1 bis 2 Jahre Schwarzwurzeln4 Jahre
Gurken3 bis 5 Jahre Sellerie3 bis 4 Jahre
Kohlarten3 bis 4 Jahre Spargel10 bis 12 Jahre
Kopfsalat1 bis 2 Jahre Spinat1 bis 2 Jahre
Karotten3 bis 4 Jahre Tomaten3 bis 4 Jahre
Mangold3 bis 4 Jahre Zwiebeln4 bis 5 Jahre
Paprika3 bis 4 Jahre

Nach Vorbild des Feldes empfiehlt es sich also auch im Beet periodisch die vier Bepflanzungen Gründünger / Starkzehrer / Mittelzehrer / Schwachzehrer abzuwechseln, um dem Boden immer wieder die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen und somit den Ernteertrag zu verbessern. Die Definition von Stark-, Mittel- und Schwachzehrer geht dabei aber je nach Quelle [3,4,5,6] etwas auseinander:

Starkzehrer (entziehen dem Boden viel Stickstoff, benötigen Dünger): Brokkoli, Karfiol, Kartoffeln, (Wirsing-)Kohl, Kopfkohl, Meanzani, Rhabarber, Rotkohl, Sonnenblumen, Weißkohl

Stark-/Mittelzehrer (je nach Quelle): Gurken, Karotten, Kohlrabi, Kürbis, Mais, Paprika, Porree (Lauch), Rote Rüben, Sellerie, Spinat, Tomaten, Zucchini

Mittelzehrer: Beerenobst, Fenchel, Knoblauch, Mangold, Melonen, Radieschen, Rettich, Salat, Schwarzwurzeln, Sprossenkohl, Zwiebeln

Mittel-/Schwachzehrer (je nach Quelle): Bohnen, Erbsen

Schwachzehrer: Feldsalat, Gartenkresse, Grünkohl, Kräuter, Mairüben, Pastinaken, Petersilie

Kuriosum am Rande: Erdbeeren können anscheinend zu den Starkzehrern [3,6] oder zu den Schwachzehrern [5] gezählt werden!

Quellen

1: http://de.wikipedia.org/wiki/Fruchtfolge [Stand 9.10.2011]
2: http://fruchtfolge-im-garten.uwe-braunsdorf.de/ [Stand 9.10.2011]
3: http://www.bio-gaertner.de/Articles/I.Pflanzen-dieDatenbank/Gemuese-Salate_allgemein/FruchtfolgeFruchtwechsel.html [Stand 9.10.2011]
4: http://www.feinste-sei.de/pflanzen/ [Stand 9.10.2011]
5: http://de.wikipedia.org/wiki/Starkzehrer [Stand 9.10.2011]
6: http://www.kleingaertnerin.de/mischkultur.html [Stand 9.10.2011]

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