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30. Juli 2008, 23:24

Befreiung des Lächelns

von: CwB, www.andersleben.at

Betrachtet man die Gefühlsarbeit im täglichen Leben wie im Beruf, kann man das "surface acting" vom "deep acting" unterscheiden. Bei ersterem ignoriert man einfach seine wahren Gefühle und macht gute Miene zum bösen Spiel. Bei letzterem hingegen werden die Gefühle, die man vermitteln möchte, wirklich hervorgerufen.

Auch wenn surface acting oberflächlich betrachtet die bessere, weil einfachere und schnellere, Methode ist, birgt es große Gefahren. In Berufen etwa, in denen man stets freundlich und gut gelaunt erscheinen muss - also etwa in Dienstleistungsberufen, kann es zu gesundheitlichen Problemen führen, wenn man seine wahren Gefühle tagtäglich unterdrückt.

Hinzu kommt, dass die anderen merken, dass es nur gespielt ist. Besser für sich selbst wie für den gewünschten Effekt - welcher das dann im Einzelnen auch immer ist - ist also das deep acting. Dafür sollte man optimale Voraussetzungen - etwa eine helle, freundliche Umgebung am Arbeitsplatz - schaffen, sodass schlechte Stimmung schwerer aufkommen kann. Eine andere Möglichkeit ist, die Situation mit Humor zu nehmen und sie zu bagatelliesieren. Dieses Verfahren wird "kognitive Restrukturierung" genannt. Das führt zum "detached concern", eine Besorgtheit mit innerer Distanz, wie man sie gegenüber Kindern hat.

Burn-out Patienten können die innere Nähe bzw. Distanz zu Ihren Mitmenschen nicht mehr regulieren. Aufgrund Ihrer Überlastung gibt es für sie nur noch die maximale Distanz. Gerade da ist es aber wichtig, im geschützten Umfeld seiner Freunde und Vertrauenspersonen seine wahren Gefühle zu zeigen. So sollte man sich nach einem unangenehmen Gespräch oder Telefonat wenn möglich eine Auszeit nehmen und sich anderen mitteilen.

Quelle: Gehirn und Geist 6/2008, S.30: Bitte recht freundlich von Dieter Zapf und S.36: Gefühle lesen - aber richtig von Harald C. Traube

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31. Juli 2008, 08:40 Ausgebrannt

von: Claudia

In Österreich sind laut einer Studie aktuell rund 1 Mio. Menschen Burn-out gefährdet. Das führt zu vielen Krankschreibungen und Arbeitsunfähigkeit. Hauptursache für das Ausgebrannt-Sein: Zu viel Stress und Arbeit! Details zum Burn-out

Im Hinblick darauf sollten die Arbeitszeiten, die immer mehr in die Höhe getrieben werden, ernsthaft überdacht werden. Denn im Endeffekt macht man die Mitarbeiter krank & unmotiviert und im Hinblick auf die Effizienz der Arbeit tut man auch dem Firmenerfolg nichts Gutes damit! Manchmal ist halt weniger doch mehr!

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31. Juli 2008, 08:58 Gefühls-Nachtrag

von: CwB, www.andersleben.at

Zuerst einmal möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch auf andersleben.at Näheres zum Thema Burn-out gibt! ;-)

Des weiteren möchte ich euch ein Zitat von Edgar Allan Poe nicht vorenthalten.

Wenn ich herausfinden will, wie klug oder wie dumm, wie gut oder wie böse einer ist oder was er in dem Augenblick denkt, so ahme ich genau seinen Gesichtsausdruck nach und warte ab, was für Gedanken oder Gefühle daraufhin in meinem Kopf oder meinem Herzen aufsteigen, um sich mit jenem Ausdruck zu decken.Edgar Allan Poe, zitiert in: Gehirn und Geist 6/2008, S.36

Poe spricht damit an, dass die Mimik und die Körperhaltung Einfluss auf die Gefühle haben. Auch in der Hirnforschung geht man davon aus, dass sich der Mensch mittels Spiegelneuronen vorzustellen versucht, was sein Gegenüber gerade fühlt - indem er diesen imitiert.

Weiters bringt laut Charles Darwin das korrekte Erkennen der Gefühle seiner Artgenossen für Menschen und Tiere einen Überlebensvorteil, da er dessen Absichten vorausahnen und entsprechend reagieren kann.

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31. Juli 2008, 09:25 Ausdruck

von: Dany Manchmal ertappe ich mich selbst dabei, wie ich etwas, das ich eigentlich sagen möchte, am Arbeitsplatz für mich behalte um eine Eskalation oder auch einfach nur eine mühsame Verlängerung des unangenehmen Gesprächs zu vermeiden.

Privat gelingt es mir jedoch das Thema ganz anders zu handeln. Eigentlich halte ich deutliche Gestikulation und ausdrucksstarke Aussagen nicht nur für gesünder, sondern auch für natürlicher und angenehmer. Sag einfach gerade heraus, was du meinst, dann gibt es keine Misverständnisse und keinen ständig wachsenden Bauchkrampf. Dein Gegenüber fühlt sich dadurch respektiert, dass du ihm zutraust mit der Wahrheit umgehen zu können. Und du selbst möchtest das doch auch!

Jede Form von Unehrlichkeit (auch, wenns nur die halbe Wahrheit ist) gilt in meinen Augen als respektlos. Daher ist es wichtig, sich selbst darin zu üben, sich auch in wirklich unangenehmen Situationen treu zu bleiben und dem Gegenüber zu zeigen, woran er ist.

Peace*

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31. Juli 2008, 09:47 Gefühle

von: Astrid Gute Miene zum bösen Spiel, sehr verbreitet, auch im \"morbiden\" und \"grantigen\" Österreich, vorallem im Gastgewerbe. Es kann erst gar nicht soweit kommen, wenn man gewöhnt ist, seine Gefühle mitteilen zu können, sie zu kanalisieren und einen Weg findet ihnen Ausdruck zu verleihen. Sei uns nun bei Freunden, oder im Privaten. Selber durfte ich die Erfahrung machen, das meine Nichte und mein Neffe, spielerisch mit Ihren Gefühlen umgehen lernen (dürfen). Gefühle sind in Ihrer Familie wichtig, die Kinder werden nicht unterdrückt, es gibt Platz für die Kinder und ihre Gefühlswelt. Demnach ist eine Unterdrückung der Gefühle gar nicht erst möglich, wenn dann im kleinerern überschaubaren Rahmen. Ich glaube das die Aufstauung von Gefühlen das Problem ist. Die Wichtigkeit einer seelischen Reinigung in unserer Gesellschaft keine Platz findet, dann eventuell nur Ausdruck findet in Esotherik, etc. Leider ist in Österreich auch verpönnt einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Weil man ja dann als verrückt gelten könnte. Bescheuert wenn du mich fragst. Es wird allerlei Geld aufgewendet für Kosmetika, den Äußeren-Schein zu hegen und zu pflegen, doch was ist mit Seelen-Hygiene?! Leider sind viele Menschen noch nicht so weit, ihrer Seele, ihren Gefühlen einen Platz in ihrem Leben einnehmen zu lassen. Viele schämen sich sogar dafür, und wundern sich warum sie unter schlechter Laune, ja sogar Depressionen leiden.
Wenn ein Mensch jahrelang oder sogar sein ganzes Leben lang, keine Gefühle zeigen durfte, oder sich selbst das nicht eingestanden hat, das er aus Gefühlen besteht, dann werden jene Menschen, wenn sie dann Gefühle zeigen, mit denen nicht umgehen können. Total logisch, denn Gefühle waren ja immer nur im Verborgenen erlaubt. Wir alle lernen zeit unseres Lebens unsere Gefühle in Form von Farben, Lachen, Trauer, Tränen, Liebe, Freude ausdrücken zu können.
Außerdem und das ist ein wichtiger Punkt, entscheiden lt. einer psychologischen Studie letztendlich immer Gefühle über Entscheidungen in unserem Leben.

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04. August 2008, 22:31 Nachtrag zum Nachtrag

von: CwB, www.andersleben.at

Ein weiterer Artikel derselben Ausgabe von Gehirn&Geist hat sich mit diesem Thema beschäftigt:

Bevor wir ein Gefühl empfinden, wenden wir mehrere "Bewertungschecks" an. Zuerst wird die Neuheit und somit die Chance, dass ein Ereignis gefährlich sein könnte, geprüft. In diesem Schritt wird das Ereignis als positiv oder negativ bewertet (Prä-Emotionen). Die Differenzierung in die vier Basis-Emotionen - Angst, Freude, Traurigkeit und Ärger - passiert unabhängig von der bewussten Bearbeitung und wird in allen Kulturen vorgefunden. Diese leiten unter anderem unbewusst Abwehrmaßnahmen ein.

Daran schließen langsamere, bewusste Verarbeitungen an: die primären und sekundären Emotionen, die auf kulturellem Hintergrund und der individuellen, persönlichen Erfahrung beruhen. Dazu gehören etwa die Prüfung, ob das Ereignis zu den eigenen Zielen, zum Selbstbild und den herrschenden sozialen Normen passt.

Jede Erfahrung wird emotional markiert und erlaubt so in Zukunft eine raschere, unbewusste Bewertung von Situationen. An Ereignisse, die stark mit Emotionen verbunden sind, erinnern wir uns besser - genauso, wie uns in einer guten Grundstimmung das Lernen leichter fällt.

Manche Menschen verdrängen aber auch diese Prä- und Basis-Emotionen, sind sich also nicht bewusst, dass sie z. B. gerade Angst empfinden.

Quelle: Gehirn und Geist 6/2008, S.40: Wir sind, was wir fühlen von Albert Newen und Alexandra Zinck

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