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06. April 2009, 15:41

zur Werteumwertung

von: Sári, www.naginata-austria.at

Ich verweise auf Christians Tagebucheintrag, in dem er das Thema Geld behandelt und möchte - angeregt durch F. Nietzsche "Ecce Homo" und deren "Umwertung aller Werte" (geschrieben 1844-1900) - an dieses Thema anknüpfen.

1900 war das Jahr, in dem u.a. die Wortschöpfungen Quantentheorie (- und Philosophie) geboren wurden. Planck veröffentlichte im Dezember 1900 seine Quantenhypothese. Alle Leser, die an dieser Stelle über diesen Gedankensprung irritiert sind, bitte ich um Verzeihung. Ich leite gerne von der Erkenntnistheorie zur Physik und damit auch zum Geld über und von dorthin zu der Frage, was tatsächlich Wesentlich, was tatsächlich Wahr; kurzum: was tatsächlich ist. Alles, das aus Teilchen besteht, können wir spalten, teilen aber vor allem kategorisieren und eine Form geben. Weiters steht ein Teil für ein Teil eines Ganzen, das wiederum Teil eines anderen ist. Dieser Gedanke lässt sich endlos fortführen. Diese formgebenden Maßnahmen sind es, die unser Leben prägen, formen, bestimmen. Es ist das Prinzip, nach dem unsere gesamte Wahrnehmung ausgelegt ist.
Erkenntnistheorie und Geld sind nach meiner Überzeugung wesentlich miteinander Verknüpft, da wir einem existenziellen Irrtum unterliegen. Ich werde im Folgenden darstellen, warum ich dieser Meinung bin:

Ich leite mit der Physik meine Überlegungen ein, da diese Wissenschaft jene ist, deren Erkenntnissen wir es zu verdanken haben, dass unsere Welt aus Teilchen besteht. (Die Physik meint also auch den Menschen, und all das was ihn ausmacht). Unsere Welt schließt jeden Menschen, jede Pflanze, jedes Tier in sich ein - kurzum: alles, was ist. Wenn also das was ist, aus Teilchen besteht, ist alles Materie. Alles? Was ist es das wir denken? Was ist es, wenn wir dichten, malen, darstellen? Bloße Druckerschwärze, Ölfarbe? War ist der Sinn? (der Aussage, der Darstellung, des Bildes?!) Den ein- oder anderen mag es vielleicht interessieren, was Gadamer in seinem Werk „Wahrheit und Methode“ zum Thema Bild schreibt. Das Bild ist für ihn nicht das Bild im Sinne A=A, sondern das Bild steht in seiner Philosophie für Macht. (A=B). Ist das Wort eine Schallwelle oder eine mittels Druckerschwärze zusammengesetzte Zeichenfolge? Sagt ein Mensch zum anderen: "Ich liebe dich" oder: "du bist eine minderwertige Rasse". Reden wir von Schallwellen oder doch von transzendental- und Menschen ureigen, die sich nicht in materielle Formen, wie Urteil und Aussage zwängen lassen? Oder ist die Sprache gar eine Zusammensetzung aus Quanten / Energie?

Sie sehen, das Thema bringt Sprengkraft mit sich. Wie Ironisch. Sprengkraft. Wir haben Hiroshima mittels einer Atombombe in die Luft gesprengt. Und warum? Weil eine handvoll Personen der Meinung waren, es wäre das Richtige.. Warum wir?. Weil unsere Vorfahren handelnd- und urteilende Wesen waren, weil wir es auch sind, in dieser Schuld stehen werden, wie auch unsere Kinder, weil alles was wir haben, die Gegenwart ist und wir doch uns selbst nur verstehen können, wenn wir die Vergangenheit verstehen. Und, um deutlicher zu werden, die Wahrheit eine verflixte Sache ist, die sich erst darstellen, entfalten kann, wenn Mensch sich selbst kennen gelernt, denken lernt; zu sich selbst gefunden hat. Weil ein freier Gedanke zu Gedanken führen, die alle einen Wahrheitsanspruch haben und jeden Schleier der Lüge und des Scheins verschwinden lassen. Solche Gedanken wiederum nur einer tätigen kann, der selbst frei ist und: der das unverschämte Glück hatte, dass ihm/ihr die sprachliche Bildung zu teil werden konnte. (Ich spreche von vielleicht 10% der Weltbevölkerung). Ergo leben wir unfrei und sind 90% der Welt nicht in der Lage einen freien Gedanken zu erschließen um so ihre eigene Wahrheit zu finden, sie können es nicht, damit es wir können. Wir schöpfen in den Ländern derer unsere Goldreserven, beziehen dort unsere Ananas um € 1,50 und die Baumwolle für die Kleidung. Dass der Preis für diese Welt, unsere Daseinsform das „ist“ mit der vernichtung der Würde des Menschen einhergeht, wollen wir nicht sehen. Und was passiert mit Ländern, deren Menschen - ergo sie selbst nicht mehr zahlungsfähig sind - ihnen also das Papier ausgeht? (Denn das ist Geld in Wahrheit. Machen sie dann ebenso Bekanntschaft mit solchen Energiequanten aus der Luft?

Ich möchte darstellen, welcher Art von Denken solcherlei Handlungen entspringen. Es ist die des Denkens in Urteil und Aussage. Die Quintessenz aus diesen Beiden ist jenes, das wir als Wahrheit bezeichnen. Ein solches Verständnis gelingt uns nur, wenn wir bereit sind uns auf die Vergangenheit einzulassen um sie zu verstehen.
Nach Aristoteles war alles Seiende - also auch ein Grashalm oder ein Wurm - ein Beseeltes, mit der Potenz zu etwas anderem fähiges. (A = B.) Auf Basis eines solchen (antiken) Denkens war es nicht ohne weiteres möglich, ein Land in die Luft zu sprengen (wenn sie die Mittel gehabt hätten) oder einfach nur einen Wald abzuroden. Der Mensch in der Natur nahm sich selbst als ein Handelndes wahr, verstand sein Handeln als ein mit ihr zusammengehöriges. Wir nennen das auch Verantwortung. Die Natur wurde als ein Weibliches verstanden.

Mit dem Aufkommen des Paternalistischen Denkens, (dem Christentum und des Islam) verlor sich die Welt in ihr verkehrtes Extrem. Der Mythos der Antike wurde abgelöst durch die absolute Aussage und das Urteil als Kriterium der Wahrheit.
Wenn also heute die Wissenschaft die These behauptet: A = A, weil es logisch so sein muss und weil die Wissenschaft durch A = Aussage und A = Urteil dies als das Kriterium der Wahrheit definiert, wird auch das Verständnis der Wahrheit auf das Kriterium der Aussage und des Urteiles determiniert, über die Eigenschaft eines Dinges, eines Zustandes. Dies, so sind nun mal die Tatsachen, ist der momentane Istzustand der Welt. Es wurde also das eine durch das Andere ersetzt. Was wir dabei verpasst haben, ist die Synthese, die Gültigkeit beider.

Wenn also Personen die wir nicht kennen an einem Ort der uns unbekannt ist, in einer Weise die wir nicht verstehen, mittels der Macht ihrer Worte sagen:
"Es ist Recht und wahr, wenn A = A ist" und demnach ein Gesetz erlassen, nach deren Vorgaben und Normen andere leben müssen, ist es dann tatsächlich Wahrheit, wenn es noch 2000 Jahre zuvor keine war? Ich meine also, dass das, was wir als Wahrheit bezeichnen, ebenso für den Menschen nicht begreifbar ist, wie das der Unendlichkeit.
Die Mathematik kann Unendlichkeit berechnen. Doch sie kann nicht sagen was sie ist.
Ich bleibe bei unserem Beispiel und ersetze den Satz "Es ist Recht und Wahr, wenn A = A ist" durch: "Es ist Recht und wahr, dass der Mensch frei ist, wenn er die Autonomie zugesprochen bekommt, im Jahr ein mal zu wählen und sich alles anzueignen, was im Rahmen seiner Möglichkeiten steht." Freiheit = ein determiniertes Handeln im Rahmen der Vorgaben. Die Vorgaben und Möglichkeiten des Menschen zur Wahrheitserschließung haben wir bereits oben erläutert.

Wenn wir nun also von Geld sprechen, so ist Geld für uns mit einem Wert unmittelbar verknüpft. (Es sei an dieser Stelle auf die „Umwerthung aller Werte“ – F. Nietzsche verwiesen). Woraus besteht Geld? Aus Papier. Papier, wie wir wissen, hat wenig Wert. Ebenso die Druckerschwärze, wie das Hologramm und die vielen Effekte die auf einem solchen Spezialpapier angebracht sind. Der Wert ist demnach eindeutig nicht am Papier. Wo ist des dann? Wirtschaftswissenschaftler sagen an dieser stelle: „Die Wirtschaftswissenschaften sind ein sehr schwieriges und komplexes System. Um sie zu verstehen, benötigt es viele Jahre des Studiums.“ Tatsächlich lesen (lernen?!) junge Wirtschaftwissenschaftler alle aus den gleichen Büchern. Ihr denken ist genormt und angetrieben vom Wunsch nach Macht über andere und Eigentum.

Der Gegenwert des Geldes eines Landes (das die Summe seiner Teile ist) sind seine Goldreserven und wo diese herkommen, wissen wir bereits. Haben wir eine Vorstellung, welche Landschaftsverwüstungen mit Goldabbau einhergehen? Ganz zu schweigen von den Arbeitsbedingungen der Menschen die dort arbeiten?
Im Computerzeitalter ist etwas Seltsames mit dem Geld als Währung (von Wert – früher schrieb man Wert mit „h“ – ähnlich wie Währung) passiert. Es wurde digitalisiert. Warum? Das Argument dass man uns stellt ist ein Einfaches: effizientere Verwaltung.
Doch in Wahrheit ist mit dem Geld eine Wende einhergegangen, die unsere Welt nicht nur geprägt, sonder gewendet hat und dessen Achillessehne immer schwächer wird. Diese Wende ruft einen Kippeffekt hervor. Die Frage ist nur, ab welchem Grad und wann das Wertegefüge einer virtuellen Scheinwelt kippt. Ein Computer- oder Netzwerktechniker weis: Ein Computer stellt in 0 und 1 dar. Wird Geld digitalisiert, besteht es ergo aus 0 und 1. Das Papier ist ein Abbild (zum genauen Verständnis des Begriffs des Bildes verweise ich auf H.G. Gadamer – Wahrheit und Methode).
Wir befinden uns demnach mitten in einem Spiel. Wir spielen mit Wörtern, deren Bedeutung wir nicht mehr kennen – außer die, welche uns oberflächlich vermittelt wurde – und wir fragen weiter nach dem Wert, denn wir fühlen dass er uns abhanden kommt. Der Wert ist digital, wie wir festgestellt haben. Der Wert sind 0 und 1. 0 und 1 entscheiden über Leben und Tod, über die Art und weise der Verteilung. Wird die Festplatte gelöscht oder noch einfacher ausgedrückt: ist uns das schlichte Lesen der digitalen Daten nicht mehr möglich – aus welchem Grund auch immer, verschwindet die Existenz, das Eigentum, der Wert, die Vernetzung. Es wird gesagt: „es ist nicht mehr“.
Mittels Chipkarten wurde das Spiel um einige Facetten erweitert. Nicht mal Papier müssen wir besitzen und mit Werten zu jonglieren. Plastik ist das billigere Papier. Und wissen sie überhaupt, wie ihr Bankkonto aussieht? Sind sie vielleicht einer der glücklichen 5% dieser Welt, die Erspartes haben und das Glück Eigentum zu besitzen? So hatten Sie das seltsame Geschick, digitale 0 und 1 in Wohnung und Kleidung zu verwandeln. Doch sind wir ehrlich und sehen wir noch genauer hin: Österreich ist reich – und voll von „Häuslbauern“. Es muss nicht gesondert betont werden, wie viel ein Grund oder gar ein Haus kosten und im welchem Rahmen sich ein Durchschnittsgehalt im Monat bewegt. Es ist keine Frage von besonders großer Intelligenz oder gar von Vernunft (ein großer Unterschied!) um zu erkennen, dass hier etwas im logischen Verhältnis nicht stimmen kann. Die „Immobilienblase“ wie sie genannt wird, ist in vielen Ländern bereits geplatzt. 0 und 1 sind nicht gleich einer mathematischen Wahrheit, im Sinne dessen, was uns tatsächlich gehört, denn wir gehören uns nur selbst. Niemals einer anderen Person, oder gar einer Bank. Menschliche Tragödien – wie auch Kriege - resultieren aus dem Versuch heraus, etwas zu verändern, über das man keine Gewalt besitzt.

Im jedem Spiel gibt es ein Spielende, eine Auflösung. Wer um das Spiel wissend ist, kann sich ihm entziehen. Es fragt sich, wie lange die Spieler bereit sind, mitzuspielen. Vielleicht wissen sie gar nicht um das Spiel und sitzen noch in Platons Höhle. Bis sie denn nicht bereit sind, die Höhle mit ihren Abbildern der Wirklichkeit zu verlassen, ebenso lange wird das Elend anhalten, das uns die Ananas um € 1,50 beschert.
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