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12. April 2012, 00:15

Moderne Selektion

von: CwB, www.andersleben.at

Gerade gab es in Ö1 den zweiten Teil des Radiokollegs zum Thema „Keime der Vielfalt. Ressource Saatgut“ von M. Haydn und J. Stockhammer:

Für zirka 10 000 Jahre war die Selektion der Pflanzen am Feld, die die gewünschten Eigenschaften am deutlichsten hervorbrachten, die einzige Möglichkeit für den Menschen, diese seinen Vorstellungen entsprechend zu beeinflussen.

Vor zirka 100 Jahren begann man, Pflanzen zu kreuzen. In der Natur bewirkt die sexuelle Fortpflanzung, dass sich die Pflanzen den sich an sie anpassenden Krankheiten und Parasiten Widerstand leisten können, indem ihre Nachkommen etwas von beiden Elternpflanzen haben und so mit keiner der beiden genetisch vollkommen identisch sind – die Krankheitserreger müssen sich also wieder an die neuen Gegebenheiten anpassen. Der Mensch machte sich nun diesen Umstand zunutze, um gewünschte Eigenschaften von einer Pflanze auf eine andere zu übertragen. Dabei musste man die gekreuzten Pflanzen häufig so lange wieder mit einer der Elternpflanzen kreuzen, bis alle gewünschten Eigenschaften in ihr vereint und alle nicht erwünschten weggezüchtet waren.

Heute wird das Kreuzen durch die Möglichkeit, das Genom direkt auf die für die gewünschten Eigenschaften verantwortlichen Marker zu prüfen, beschleunigt – es muss nicht erst der Aufwuchs der Pflanzen abgewartet werden. „Dank“ Gentechnik wird die Erschaffung neuer Sorten nochmals beschleunigt – auf die sich die Hersteller die Patente sichern.

Seit ca. 60 Jahren kommt es – durch gesetzliche Regelungen begünstigt – zu einer genetischen Vereinheitlichung der Kulturpflanzen. Weltweit sind nur 10 Firmen für 70% des verwendeten Saatgutes verantwortlich – dieselben zählen auch zu den größten Herstellern von Pestiziden. Nur einmal keimende Hybride verdrängen darüber hinaus die samenfesten Sorten – also Samen, die zu Pflanzen, deren Samen wieder angebaut werden können, werden. Heute gibt es z. B. beinahe keinen samenfesten Mais mehr auf dem Markt. Aufgrund der Homogenisierung des genetischen Aufbaus muss die oben beschriebene Variation heute künstlich hervorgerufen werden, um die Krankheiten und Parasiten in Schach zu halten.

Um mit der steigenden Nachfrage – bedingt durch Bevölkerungswachstum und steigende Ansprüche – Schritt halten zu können, müsste der Ertragsfortschritt zirka 1% pro Jahr betragen. Allerdings können die Agrarflächen kaum mehr ausgedehnt werden. Trifft die Selektion nun also den Menschen? Oder schafft er es, seine Ansprüche den Gegebenheiten anzupassen?

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